Ausbau eines Stalles

Überführung eines landwirtschaftlichen Nutzgebäudes in ein hochwertiges Wohnhaus

Ausbau eines Stalles

Das Projekt

Landwirtschaftliche Gebäude verwaisen durch die Veränderungen unserer Gesellschaftsstruktur zunehmend. Als Teil der alpinen Baukultur haben aber viele dieser Gebäude abseits des Denkmalschutzes einen hohen Identifikationscharakter und speichern, wenn sie in gutem baulichem Zustand sind, neben handwerklichem Fachwissen, CO2 in ihren Baustoffen.
Der Stall B steht etwa 1km südwestlich von der Tschaggunser Kirche kurz vor der Zelfenschanze. Laut einer Inschrift über dem Haupttor ist das Bauwerk gut hundert Jahre alt. Es ist in den Aufzeichnungen des Standes Montafon als eingeforstetes Gebäude gelistet, vermutlich stammen Teile des Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert. Der Schirm ist mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Jahr 1914. Das zugehörige Bauernhaus wurde zu Beginn der 1970er Jahre abgerissen.

Ziel der Planung war die Überführung des landwirtschaftlichen Nutzgebäudes in ein hochwertiges Wohnhaus. Dabei wurde die Außenhaut durch wenige Öffnungen ergänzt. Diese machen die neue Nutzung ablesbar und entsprechen durch ihre Präzision der heutigen Zeit und zugleich der Klarheit der Substanz.

Innovation

Ein Großteil der vorhandenen Konstruktion wurde unverändert erhalten. Im Wohnbereich wurde die vorhandene Stützkonstruktion abgefangen und über die Außenwandkonstruktion abgeleitet, um einen stützenfreien Raum zu generieren. Dabei wurde das Holz der ehemaligen Stützen für die Auswechslung verwendet und ein Windverband in Form einer Diagonalschalung ersetzt die Verstrebungen an den Stellen, wo neue Durchbrüche benötigt wurden.

Das 80 cm dicke Bruchsteinmauerwerk wurde über die Breite von 2 m durchbrochen und ergänzt, um dem neuen Stiegenaufgang und dem Speicherofen Platz zu machen.
Die Arbeiten an der unsprünglichen Konstruktion wurden nach Möglichkeit in alten Techniken ausgeführt. So sind die gestecken Verbindungen wieder in dieser Form ausgebildet. Die tragenden Decken in 5-7cm starken Weichholzdielen mit variabler Breite,  konischem Zuschnitt und mit fremder Feder wurde ebenso ausgebessert und ergänzt. Das führt zu minimalem Materialeinsatz und extrem geringen Aufbauhöhen: tragende Decke, Untersicht und Fußboden wird als ein Bauteil mit 7 cm Massivholz ausgeführt. Die Zimmertrennwände wurden aus Platzgründen ebenfalls in massiver Weißtanne liegend gestrickt, mit fremder Feder in 4 cm Stärke ausgeführt.
Die Außenwandkonstruktion wurde zur Gänze von innen her aufgebaut, um die bestehende Bretterschalung nicht abnehmen zu müssen. Umlaufende Leisten in den Feldern der Pfosten-Riegelkonstruktion in der Stärke von 40 mm sorgen dabei für die notwendige Hinterlüftung der Fassadenbretter.

Ergebnis

Neben der Verwendung des beim Abbruch angefallenen Altholzes und der Wiederverwertung der Bruchsteine der Mauern wurde überwiegend mit Weißtannen-Massivholz aus dem Bregenzerwald gearbeitet. Auf verleimte Bauteile wurde, wenn möglich, verzichtet.

Einfache Konstruktionen generieren durch ihre Wartbarkeit, Dauerhaftigkeit und die verwendeten Materialien lokale Wertschöpfung und erhalten durch die kurzen Transportwege und die einfache Bearbeitung große Mengen des im Holz gebundenen CO2. So stellen derartige Gebäude neben dem kulturellen und ideellen Wert einen konkreten monetären und ökologischen Wert dar. Ein bloßer Erhalt historischer Gebäude ohne wirkliche Nutzung generiert neue Bautätigkeit, weil Nutzungserfordernisse nicht befriedigt werden und hinterlässt leere Hüllen in einer zersiedelten Landschaft.