Das Projekt
Der ältere Teil des in seltener Originalität erhaltenen Landgasthofes stammt aus dem Jahre 1796. Im Untergeschoss befinden sich Gewölbekeller unterschiedlicher Größe und Raumhöhe. Im Erdgeschoss liegen die noch im Originalzustand erhaltenen Gaststuben unterschiedlicher Prägung, eine Backstube, die Küche und Magazinräume. In den Obergeschossen war neben den Gästezimmern auch der Veranstaltungssaal untergebracht. Dieser solide, aus Bruchsteinen massiv gebaute Gebäudeteil hat 1899 einen Zubau für einen weiteren Saal und ein Lager erfahren. Der damaligen Zeit entsprechend war die Bauweise mit gebrannten Ziegeln einfacher und billiger.
Im Jahr 1914 wurde der heute noch erhaltene und betriebsfähige Backofen eingebaut. Der steigende Raumbedarf hatte im Jahr 1927 einen weiteren Umbau zur Folge. Ab den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts verlor das Haus als Zentrum der Nahversorgung an Bedeutung und nach und nach verfiel ein Raum nach dem anderen in einen Dornröschenschlaf.
Die Putzfassade bröckelte und das Dach war undicht. Die Haustechnik veraltet und das Gebäude nicht mehr „modern“ nutzbar.
Innovation
Die Gebäudehülle wurde mit Bedacht auf das kulturelle Erbe energiesparend saniert. Dazu wurden ökologische Materialien eingesetzt und die Nutzung und Weiterentwicklung zukunftsträchtiger alter Bautechniken und die Energieversorgung durch erneuerbare Energien angestrebt.
Damit das bestmögliche Ergebnis erreicht werden konnte, wurde die Sanierung in einem speziellen Prozess im Rahmen eines "Haus der Zukunft Projektes" begleitet. Zur Optimierung der Entwurfs- und Detailplanung sowie der Ausschreibung wurden die Forschungsergebnisse des Haus der Zukunft-Demo Projektes „energetische Sanierung in Schutzzonen“ als praxistaugliches Planungsinstrument zur Optimierung und Forcierung von Energie sparenden Sanierungen von denkmalgeschützten Gebäuden übernommen.
Es wurde für jeden Raum einzeln eine Bestandsaufnahme durchgeführt und jeweils ein individuelles Sanierungskonzept ausgearbeitet. Die eingesetzten Materialien wurden ökologisch mit „baubook“ optimiert. Es fanden im Vorfeld zwei integrative Planerworkshops statt bei denen die übergeordneten Ziele, sowie detailierte Maßnahmen besprochen wurden.
Die Weiterentwicklung alter Bautechniken und Baumaterialien, vor allem die Überführung in zeitgenössische zukunftsträchtige Lehmbautechnik wurde im Projekt vertieft.
Ergebnis
Der Planungsprozess hat eine intensive Auseinandersetzung mit dem Haus bis ins kleinste Detail mit sich gebracht. Die Wiederbelebung hat ihren Abschluss im von der Bauherrin selbst liebevoll geführten Gasthausbetrieb (Bio-Restaurant und Bioladen) erfahren.
Der Freihof strahlt nun eine Atmosphäre von Wärme und Zauber aus, die die Menschen über die Ortsgrenzen hinaus anzieht. Unterstützt von Gemeinde, Denkmalamt, Land und Bund ist es gelungen, die Gasthauslandschaft um ein Stück Qualität voller Alltagskultur zu bereichern.
Zitat der Bauherrin zum Renovierungsprozess: „Schon von Anfang an haben die Beteiligten sich auf das Gesamtergebnis einstellen müssen. Dies war für einige Zeit ein Umdenken, das nicht allen leichtgefallen ist. Die Einstellung der Handwerker war oft: „Das rentiert sich doch nicht“ oder „das kann schon sein, aber…“. Nach einigen Wochen stellte sich jedoch eine neue Denkweise ein.
Es wurde von den bis zu ca. dreißig verschiedenen am Bau beteiligten Firmen mitdiskutiert und mitüberlegt, auf welche Weise mit ökologischen Materialien so viel wie möglich erhalten und ein noch besseres Gesamtergebnis erzielt werden kann. Inzwischen nutzen viele der Handwerker die neu erarbeiteten Erfahrungen oder geben ihr neues Wissen weiter.