Pfarrhaussanierung als Mustersanierung

Im sanierten Pfarrhaus ist nun viel Platz für Begegnungen

Pfarrhaussanierung als Mustersanierung

Das Projekt

Das Pfarrhaus Wolfurt wurde im Jahre 1886 errichtet, dann 1960 „kahl modernisiert“. Seit Bestehen des Gebäudes wurde es als Pfarrbüro und Pfarrerwohnort genutzt, die einzelnen Raumnutzungen wechselte jedoch häufig. Schließlich herrschte auf Grund von vermehrten Feuchtigkeitsschäden dringender Handlungsbedarf.

Zu Beginn wurden mehrere Varianten geprüft: ein Neubau des Pfarrhauses an selber Stelle bzw. an einem anderen Standort, die Aufstockung des Pfarrheimes mit Brachlegung vom bestehenden Pfarrhaus oder mit dessen Umnutzung (Startwohnungen für Bedürftige), als letztes die Sanierung des Gebäudes. Dazu wurde eine bauphysikalische Beurteilung über die Sanierbarkeit erstellt.

Schließlich entschied man sich 2017 - nach dem positiven Ergebnis der bauphysikalischen Untersuchung - für die Sanierung des schönen, alten Ensembles bestehend aus Pfarrhaus, Friedhof und Kirche. Ausschlaggebend waren Nachhaltigkeitsüberlegungen der e5-Gemeinde Wolfurt, die großen Platzreserven, die das alte Pfarrhaus in sich birgt, und nicht zuletzt der Wunsch der Diözese Feldkirch bzw. des Papstes (mit seiner am 18. Juni 2015 veröffentlichten Öko-Enzyklika "Laudato si", welche großen Wert auf Nachhaltigkeit, heimische Produkte und Reparierfähigkeit legt).

Innovation

Die Innovation bei diesem Projekt besteht in der Adaptierung von Passivhauselementen der Gebäudehülle für ein Erscheinungsbild entsprechend der Jahrhundertwende. Das Haus entspricht nun samt Passivhaushülle auf den Millimeter dem alten, ursprünglichen Erscheinungsbild.

Der alte Sandsteinrahmen wurde mit vorgefertigten Sonder-EPS-Profilierungen nachgebildet und vorgefertigt eingebaut. Die neuen, sondergefertigten Betonfensterbänke wurden entsprechend altem Vorbild gegossen und zur thermischen Entkoppelung auf Spezialkunststoffblöcken (ebenfalls eigens gefertigt) auf Schwerlastkonsolen eingedämmt montiert.
Die Fenster wurden neu in die Dämmebene an das Mauerwerk gesetzt, was bei alten Objekten äußerst schwierig ist und großes handwerkliches Geschick und Geduld benötigt, da die Fassaden in alle Richtungen uneben sind. Dies machte auch das Dämmen mit Hanfplatten sehr anspruchsvoll, da diese Platten nur umständlich bearbeitet werden können.

Ergebnisse

Hanf hat sich durch seine Eigenschaften als ideales Material für die thermische Sanierung dieses Gebäudes erwiesen. Neben seiner wärmedämmenden Wirkung ist es dampfdiffusionsoffen und somit ideal für Sanierungen im geschützten Bestand. Die zu 90% verwendeten nachwachsenden Dämmstoffe können einfach getrennt, wiederverwendet und jederzeit in den Naturkreislauf zurückgeführt werden. Dasselbe gilt für die Fensterrahmen und Fensterläden aus Holz, die Massivholzdielen, die Natursteine und die Kalkputze innen und außen. Der für die alte Optik notwendig Dickschichtputz verhindert zudem die Algenbildung und somit den Einsatz von Algiziden.
Im Vergleich zum Neubau konnte ein Vielfaches an zu transportierender Baumassen und der darin steckenden grauen Energie vermieden werden. Ein nicht mehr bewohnbares Haus wurde wieder nutzbar gemacht, auch für Menschen mit Beeinträchtigung.